News 01.04.2022 | Paradiesgarten

Passion und Ostern

© Silvia Huber

Frauen unter dem Kreuz

Erste Stimme:
Wer kann diesen Anblick ertragen?
Wer kann hinsehen in dieses Gesicht, das sich allen voll Güte und Verständnis zuwandte?
Wer kann zuhören bei den gemeinen Lügen, beim Spott über ihn, der Worte voll Zärtlichkeit sprach?
Ich kann nicht mehr sehen, ich kann nicht mehr hören, ich kann nicht mehr fühlen. Wund mein Herz, verloren mein Glaube, getötet meine Hoffnung, lebendig begraben. Ich kann nicht mehr.

Zweite Stimme:
Du hast Recht, alles ist verloren.
Aber weggehen kann ich auch nicht.
Wegsehen kann ich nicht.
Weghören kann ich nicht.
Da er stirbt, sterbe auch ich.
Da er schreit, schreie auch ich.
Er wollte immer bei uns sein,
das will auch ich,
jetzt bei ihm sein.

Dritte Stimme:
Kreuze überall
immer noch!
Kreuze im Mittelmeer bei den Ertrinkenden.
Kreuze in den Lagern der Geflüchteten.
Kreuze bei den verhungernden Kindern an der ausgetrockneten Brust der Mütter.
Kreuze bei den von Bomben zerfetzten Kindern in den Armen der Väter.
Kreuze am Massensterben der Armen durch die Gefühllosigkeit der Reichen.
Kreuze in Bombenhagel und in Luftschutzkellern
Kreuze überall!
Kreuze, damals und heute,
sinnloses Sterben weltweit,
qualvolles Leiden von Mensch und Natur.

Leiden, Kreuze und Tod!
Gibt es nie etwas anderes?

Frauen auf dem Weg zum Grab noch in der Nacht am Ostermorgen

Erste Stimme:
Wohin tappen wir?
Im Dunklen sind wir schon.
In der Hoffnungslosigkeit,
in der Verzweiflung
gehen wir auf den Tod zu.

Zweite Stimme:
Du hast Recht.
So fühle ich auch.
Dennoch, ich will der Zärtlichkeit gedenken.
Der Zärtlichkeit, mit der er Kinder und Kranke berührte.
Der Zärtlichkeit, die er uns schenkte, als er uns die Füsse wusch.
Der Zärtlichkeit, die er selbst genoss bei der Salbung.
Ich will ihm diese Zärtlichkeit auch noch in den toten, verwundeten Leib streichen.
Ich habe nichts anderes.
Ich habe nichts gegen die rohe Brutalität als diese Zärtlichkeit.

Dritte Stimme:
Frauen, geht langsam weiter, Schritt für Schritt.
Geht mit euren tränenblinden Augen.
Geht mit dem Stein in euren Herzen.
Geht!
Geht mit dem Salböl eurer Liebe.
Ihr seid nicht allein.
Ihr werdet jemanden finden.
Jemanden, der auf euch wartet.
Überall!

Er streckt euch die Hände entgegen
in den Kindern, in den Frauen, in den Männern…..
Ihr werdet ihn erkennen!
Er ruft euch beim Namen!

 

 

Weitere spirituelle Anregungen

Die spirituellen Anregungen des «Paradiesgartens» im April 2022 wurden gepflanzt von der Theologin Elisabeth Bernet.

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